Ein stimmungsvolles Zuhause lebt von Farben, Einrichtung und Tageslicht. Bei der Gestaltung von Innenräumen wird letzteres jedoch häufig vernachlässigt. Dabei kann das natürliche Element Licht, richtig eingesetzt, Räume vollständig transformieren. Innenarchitektin und Interior Designerin Miriam Medri erklärt, warum das frühzeitige Planen von Tageslicht im Eigenheim entscheidend ist.
Die Designerin sieht im Tageslicht einen entscheidenden Schlüsselfaktor der Raumgestaltung. Denn es beeinflusst die Wirkung von Räumen maßgeblich und wird, wenn überhaupt, zu spät in die Gestaltung des eigenen Zuhauses einbezogen. Als dynamisches Element leuchtet es nicht nur Räume vollständig aus, sondern setzt Akzente und sorgt für Atmosphäre. „Räume werden als gemütlich empfunden, wenn sie hell und harmonisch sind, ohne dabei langweilig zu wirken“, so Miriam Medri. Und im Gegensatz zu anderen Gestaltungselementen ist Tageslicht darüber hinaus frei verfügbar und eine natürliche Ressource.
Raumstruktur durch Tageslicht- und Inselplanung
Wie wir wohnen, hat sich nicht zuletzt mit dem Homeoffice verändert. Schlaf-, Wohnzimmer und Küche erfüllen zunehmend mehrere Funktionen gleichzeitig. Damit die Räume trotzdem harmonisch wirken, ist es wichtig für Struktur und Ruhe zu sorgen. Expertin Medri empfiehlt eine „Insel“-Planung, die das natürliche Licht einbezieht: „Neben Raumproportionen und -form achte ich bei der Schaffung von Inseln besonders darauf, woher das natürliche Licht nach Innen fällt. Wenn beispielsweise im Wohnbereich ein Lese- oder Arbeitsbereich integriert werden soll, dann sollte diese Insel so positioniert werden, dass sie mit ausreichend Tageslicht versorgt wird. Optimal ist es, wenn man den Blick nach draußen schweifen lassen kann – das entspannt.“ Insbesondere Dachfenster, die im Vergleich zu Fassadenfenstern bis zu dreimal so viel Tageslicht in einen Raum leiten, sind dafür im Dachgeschoss prädestiniert. Ausgestattet mit einem Sicht- oder Sonnenschutz können sie je nach Bedürfnis der Bewohner:innen eingesetzt werden. So wird aus einer nach außen gewandten Leseecke durch runtergelassene Rollos ein nach innen gerichteter Rückzugsort.
„Let the nature in!“
Tageslicht lässt nicht nur Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen, es ermöglicht Räume zu begrünen und die Natur nach drinnen zu holen. Vor allem im städtischen Umfeld lässt sich ein Trend erkennen, der sogenannte Urban Jungle, bei dem Innenräume mit zahlreichen Zimmerpflanzen belebt werden. Medri empfiehlt, Pflanzen auf unterschiedlichen Ebenen im Raum zu kombinieren und größere Pflanzen mit einzubeziehen, um die Innenraum-Begrünung besonders wirken zu lassen. Damit Topfpflanzen gut gedeihen, müssen ihre Standortansprüche berücksichtigt werden. Pflanzen mit einem hohen Bedarf an Tageslicht fühlen sich deshalb im hellen Dachgeschoss besonders wohl. Neben Pflanzen können auch Materialien, Farben und Textilien die Natur nacheinziehen lassen. Zurückhaltende erdige Farbnuancen lassen Räume sehr harmonisch wirken. Damit es nicht zu eintönig wird, sollten zusätzlich Akzente gesetzt werden, mutig und weniger pragmatisch. „Wer neben sanften Naturtönen von einer satten waldgrünen Wand in der Küche träumt, sich bisher aus Sorge vor einem Fehltritt vor der Umsetzung gescheut hat, sollte das Experiment wagen. Im Notfall lässt es sich wieder umkehren“, ermutigt Medri. Dabei haben lichtdurchflutete Räume den Vorteil, dass kräftige Farbpigmente ihre optimale Wirkung entfalten können.